Stellungnahme des Landesverbandes Hessen zum Ganztagsausbau in Hessen
Im Wahljahr 2018 stellt sich Lorz selbst ein hervorragendes Ergebnis beim Ausbau ganztägig arbeitender Schulen aus. So wird erwähnt, dass 25 von 33 Schulträgern mittlerweile am Pakt für den Nachmittag teilnehmen. Er vergisst aber dabei zu sagen, dass zu Beginn der Legislaturperiode die Absicht bestand, dass alle Schulträger bis zum Ende der Legislaturperiode am Pakt für den Nachmittag teilnehmen und auch möglichst alle Grundschulen in den Pakt gehen. Davon sind wir aber in Hessen allerdings weit entfernt. Lediglich ca. 20% der Grundschulen nehmen im Schuljahr 2018/2019 am PfN teil. KM Prof. Dr. Lorz hebt hervor, dass mehr als 70% der Schülerinnen und Schüler in Hessen Ganztagsangebote in Anspruch nehmen können. Auch dies trifft nicht zu, weil viele Schulen besonders im Profil 1 und auch im PfN gar nicht in der Lage wären, allen Schülern ein Ganztagsangebot zu gewähren. Dafür reicht sowohl die räumliche als auch die personelle Kapazität vieler Grundschulen nicht aus.
Somit wird aber die Wahlfreiheit der Eltern erheblich eingeschränkt. Lorz betont auch, dass inzwischen 107 Schulen gebundene Ganztagsschulen sind. Davon sind aber über 50% Förderschulen und lediglich 5-7 Grundschulen. Ein Gymnasium ist überhaupt nicht dabei. Dabei wäre es durchaus wünschenswert, wenn Gymnasien auch eine echte Ganztagsklasse hätten, damit Eltern auch hier eine Wahlfreiheit gewährt würde. Sicher hat sich in der vergangenen Legislaturperiode in Richtung Ganztagsentwicklung in Hessen etwas getan. Der Rückstand gegenüber den anderen Bundesländern war erheblich, besonders im Grundschulbereich, wo Hessen zuletzt einen letzten Platz im Vergleich der Bundesländer belegte. Der Schwerpunkt der Entwicklung in Hessen liegt aber nach wie vor beim Ausbau von Schulen mit Ganztagsangeboten und nicht von Ganztagsschulen. Damit kommt man zwar dem Wunsch vieler Eltern nach Betreuung am Nachmittag entgegen, aber es ist kein Beitrag zu mehr Chancengerechtigkeit von Kindern und einer wünschenswerten Verbesserung von Schülerleistungen. In einem Interview mit der E & W machte der Dortmunder Bildungsforscher WILFRIED BOS deutlich: „Der quantitative Ausbau der Ganztagsschulen habe zwar für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf viel gebracht … Für mehr Bildungsgerechtigkeit brauche der Ganztag aber deutlich mehr Qualität.“
BOS sieht erheblichen Verbesserungsbedarf und stellt fest: „Wirklich erfolgreich sind nur die gebundenen Modelle, bei denen alle Kinder an den Angeboten teilnehmen – mit Rhythmisierung des Unterrichts und Förderung durch gut ausgebildetes Personal.“ [1]
Laut IFO Institut von 2015 wünschen sich inzwischen über 50% der Eltern für ihr Kind eine rhythmisierte Ganztagsschule in gebundener Konzeption. Hessen kann jedenfalls diesen Elternanspruch nicht erfüllen. Wir wünschen uns daher von einer künftigen Landesregierung, dass sie den Schwerpunkt der Ganztagsschulentwicklung auf den Ausbau von rhythmisierten Ganztagsschulen in gebundener Konzeption legt.
Guido Seelmann-Eggebert, Landesvorsitzender Hessen
[1] Bos, Wilfried; Interview mit K. Irle; in: Erziehung und Wissenschaft; 7/8 Ausgabe 2017, S. 10.
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