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Unsere Meinung zum aktuellen Stand der Debatte um den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung im Grundschulalter

01.08.2020
Der Ganztagsschulverband unterstützt die „Gemeinsame Erklärung“ zum guten Ganztag im Grundschulalter!

Ein Bündnis aus AWO, Diakonie Deutschland, Deutsches Rotes Kreuz und der Gewerkschaft GEW hat Ende Juli eine gemeinsame Erklärung für einen guten Ganztag im Grundschulalter veröffentlicht.

Hintergrund: Die Regierungskoalition hat einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder bis 2025 versprochen. 3,5 Milliarden sollen für die Einrichtung zusätzlicher Betreuungsplätze ausgegeben werden. Diese Summe darf aber erst ausgegeben werden, wenn die gesetzliche Regelung, das Ganztagsförderungsgesetz, verabschiedet ist. Entsprechend hoch ist der Zeitdruck. Nun soll bis zum 1. September eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe ihre Ergebnisse dazu abliefern. Danach soll es ein sehr verkürztes Beratungs- und Beteiligungsverfahren geben.

Befürchtung: Die unterzeichnenden Verbände befürchten jetzt, dass durch den hohen Zeitdruck eine angemessene Qualität in den Regelungen zu kurz kommt. Ihre Forderung: Bund und Länder werden aufgefordert, alle Entscheidungen daraufhin zu überprüfen, „inwieweit sie der strukturellen Verbesserung der Ganztagsangebote dienen“. Vor allem müssen die Anforderungen nach „Vielfalt – Flexibilität – Verlässlichkeit“ durch entsprechende Qualitätsstandards und die Berücksichtigung von Entwicklungsbedarfen, Wünschen, Bedürfnisse und Kompetenzen aller Grundschulkinder im Mittelpunkt der Ganztagsangebote stehen. Einige qualitative Eckpunkte für die Umsetzung des Rechtsanspruches auf Ganztagsbetreuung sehen die Unterzeichnenden vor allem in folgenden Kernelementen:

  • Umfang und Qualifikation des Personals
  • Qualität der Angebote
  • Anregungen für ein gemeinsames pädagogisches Konzept von Schule und Betreuung mit dem Anspruch einer verbindlichen Kooperation,
  • pädagogisch sinnvolle Räumlichkeiten sowie eines
  • tragfähigen Finanzierungskonzeptes.

Gemeinsames Anliegen: Das gemeinsame Anliegen der Unterzeichner ist, die Attraktivität des Ganztages zu erhöhen und damit sowohl die Zukunftschancen als auch die Chancengerechtigkeit für alle Kinder und Jugendlichen zu sichern.

Haltung des Ganztagsschulverbandes: Wir als Ganztagsschulverband unterstützen die Forderungen der gemeinsamen Erklärung der genannten Verbände! Unter keinen Umständen darf der weitere Ganztagsschulausbau rein quantitativ umgesetzt, also nur die außerunterrichtliche Betreuung ausgebaut werden. Wir legen Wert darauf, dass qualitative Konzepte entwickelt, gefördert und finanziert werden, die die Kinder und Jugendlichen wirklich fördern, ihren Talenten und Begabungen gerecht werden, ihren persönlichen Entwicklungen Raum geben und ihre Leistungsfähigkeit und Kompetenzen fördern. Dazu möchten wir noch einige Kernelemente deutlicher akzentuieren als in der gemeinsamen Erklärung.

  • Dem Ausbau der Ganztagsschule und der KITA kommt deshalb gesellschaftlich eine so große Bedeutung zu, weil in dieser Phase der Entwicklung der Kinder am ehesten der sozialen Ungerechtigkeit in unserem Bildungswesen mit geeigneten Konzepten und Förderprogrammen erfolgreich entgegengewirkt werden kann.
  • Die Verwirklichung des Rechtsanspruchs auf Betreuung im Grundschulalter muss dazu führen, dass echte Ganztagsgrundschulen entstehen, in denen die Kinder einen Unterrichtsalltag erleben, in dem Vormittag und Nachmittag pädagogisch, inhaltlich und personell verknüpft sind. Die Entwicklung zur Ganztagsschule soll einen Schulentwicklungsprozess auslösen, bei dem auch andere pädagogische Themen (Inklusion, Digitalisierung) mitgedacht werden müssen.
  • Die in vielen Bundesländern bestehende Parallelität von verschiedenen ganztägigen Angeboten (Ganztagsschule, Hort, Mittagsbetreuung) sollte zugunsten eines einheitlichen Konzepts mit verbindlichen Kernzeiten für alle Schülerinnen und Schüler und zusätzlichen freiwilligen Angebotszeiten aufgelöst werden.
  • Es muss noch stärker erforscht und in praktikablen Konzepten entwickelt werden, wie man Begabungen bei Kindern aus Elternhäusern mit niedrigen sozioökonomischen Status feststellen und fördern kann.
  • Die universitäre und die praktische Phase der Lehrerausbildung müssen verpflichtend den Ganztag als Inhalt behandeln. Zu viele Lehrer/innen, auch junge, meinen fälschlicherweise immer noch, dass der Lehrerberuf ein Halbtagsjob ist. Gerade im Ganztag ist die Lehrperson eine wichtige Person, Orientierungs- und Reibungspunkt. Dazu muss sie aber auch präsent sein!
  • Wirkliche Teamarbeit in den Schulen muss gefördert und verbindlich gemacht werden. Konkret bedeutet das die Einrichtung von multiprofessionellen Teams mit Akteuren aus unterschiedlichen Bereichen (Gesundheit, Soziale Arbeit, Psychologie, Kunst und Kultur etc.).
  • Die Grundschulen müssen ausreichende finanzielle und personelle Ressourcen zur Entwicklung von Ganztagsschulkonzepten bekommen. Nur mit finanzieller und personeller Unterstützung, u. a. durch Coaches, Schulentwickler und Fortbildungen, kann die Entwicklung, Umsetzung und die Nachhaltigkeit von qualitativ guten Ganztagsschulkonzepten gelingen!

Termine

11.02.-15.02.2025
Ort: Messe Stuttgart, Halle 7 I Stand B 03
13.02.2025
Ort: Messe Stuttgart I ICS, Raum C6.1 (im Rahmen der didacta)

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